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DAS GENERALGOUVERNEMEh
tathaus Lemberg -Symbol deutscher Unverg
Deutsche Zimmerleute aus Schlesien und M??hren beim ersten Bau beteiligt - Brennpunkt des L
Hunderten - Uhrzeit bis 1504 mit der Hand an die Glocke geschlagen - Jedes Mal Deutsche
B lM liy; Vvslllll
Lemberg, 30. Januar
Opi.?'
Vom Turm des Lem-
berger Rathauses ge-
WlmwlWlLMf&ii m
nie??t man einen ein-
w I M I drucksvollen ??berblick
??ber ^ ie 9anze Stadt mit
ihren vielen Kirchen
W i|?? uad anderen histori-
sehen Bauten, die Jahr-
Jfclfr.hunderte ??berdauert ha-
ben, obwohl dieses Land
immer wieder im Mittel-
punkt harter, kriegeri??
scher AuseinanderstX-
Brunnenflgur: Neptun zungen zwischen dem
Westen und dem Osten
stand. So wechselvoll wie die Geschichte Galiziens
ist auch die Geschichte des Lemberger Rathauses,
das bald nach Verleihung des Magdeburger Stadt??
rechtes an Lemberg im Jahr 1356 in der Mitte
des heutigen Ringplatzes errichtet wurde, also
dort, wo auch das jetzige steht. Der erste Lem??
berger Vogt, der Deutsche Berthold Stecher,
amtierte Jedenfalls noch nicht im Rathaus, son??
dern an anderer Stelle der Stadt. Erst die Ver??
bindung der Vogtei als Gerichtsbeh??rde mit der
Gemeinde im Jahr 1378 schuf die Voraussetzung
f??r die Organisation der Gemeindeverwaltung
und damit auch f??r den Bau eines Rathauses.
Aus einer alten Chronik wissen wir, da?? das
erste Lemberger^ Rathaus aus H olz errichtet war.
Die Notizen dar??ber sind freilich sehr ungenau
und sp??rlich, da sie-sich nur auf alte Rechnungs??
b??cher st??tzen. Im merhin erfahren wir, da?? deut??
sche Zimmerleute aus Schlesien und M??hren zum
Bau herbeigeholt wurden. Dem Baumeister dien??
ten bei der Planung auch deutsche Rath??user
zum Vorbild. Der Sitzungssaal im ersten Stock
bildete ein. geschlossenes Ganzes. Zu ihm f??hrte
v on au??en ein Treppenaufgang, der in ??inen
Erker m??ndete. Von dort aus wurden dem Volk
jeweils wichtige Ratsbeschl??sse verk??ndet. Im
Erdgescho?? befanden sich Markthallen, sp??ter
kamen noch ein Sch??ffensaal, eine Schatzkammer,
R??ume f??r die verschiedenen Stadt??mter, f??r N o ??
tare und Schreiber hinzu. Es war auch eine Ka??
pelle da, in der die Stadtv??ter vor jeder Gerichts??
verhandlung der Messe beiwohnten. Im Jahr 1387
hat man dann auch einen W einkeller geschaffen,
der an einen Privatmann verpachtet wurde. An??
deren Rechnungsb??chem ist zu entnehmen, da??
das Rathaus zwar ganz aus Holz, aber bereits
m it Ziegeln gedeckt" war. Der Lemberger Nikolaus
Scheler, ohne Zweifel auch deutscher Abstam??
mung, setzte Fensterscheiben ein und erhielt da-
. f??r aus der Stadtkasse sechs Mark und 22 Gro??
schen. Zu Ehren des Burgstarosten fand damals
im Ratheussaal jedes Jah r ein Festessen ??tatt,
bei dem ???viel Pfeffer, Safran, BTot, Bier und
W ein??? verbraucht wurden, behauptet ein Augen??
zeuge. Das Rathaus war f??r die Lemberger B??r??
ger jener Zeit der Brennpunkt des ??ffentlichen
Lebens, nicht allein der Sitz der st??dtischen Be??
h??rde. Im ???Rathaussaal wurden auch private
Feierlichkeiten, B??rgerhochzeiten und Tanzver??
anstaltungen durchgef??hrt Er war, wie alte Ur??
kunden besagen, trotzdem ganz einfach ausge-
etattet. An einer W and hing ein gro??es Bild des
j??ngsten Gerichtes, f??r das die Stadt einen gro??
??en Vorhang anfertigen lie?? und eine Sch??ssel
stand, in einer. Ecke, bestimmt f??r die Sch??ffen,
die nach jedem Urteil eine symbolische H??nde-
waschung vornehmen.
Der Rathausturm ist erst nachtr??glich hinzu??
gekommen. Im Jahr 1404 hat man das Holz zu
??einem Bau gekauft. Der Zimmermann Mathias
scheint ihn gebaut zu haben. Die Schlosser und
B??chsenschmiede Johannes Gutjar, Petrus Sche-
fellor, Laurentius Hellenbaren, Stephan Sporer
und Nikolaus Burkhardt haben die erste Turm??
uhr aufgezogen ,urid reguliert. Schon gegen Ende
'des 15. Jahrhunderts gen??gte das Rathaus nicht
mehr den Anforderungen der wachsenden Stadt.
Es wurde umgebaut und erweitert. Der Neupla-
Bung fielen der Turm und der Westteil zum
Dpfer. A m 10. August 1489 erfolgte die feierliche
Grundsteinlegung f??r den Neubau. Meister Hans
Stecher erhielt aus diesem Anla?? als Bauleiter
eine besondere Geldentsch??digung, dazu f??nf
wurde sie gegen eine automatische Uhr ausge??
wechselt. Bis dahin wurden die Stunden mit der
Hand an den Glocken angeschlagen. Eine Feuers??
brunst im Jah r 1527 vernichtete fast die ganze
Stadt, das Rathausgeb??ude litt dabei wenig.
Schaden, nur der obere Teil des Turmes ver??
brannte. Trotzdem dauerte die Wiederberrich-
tung volle acht Jahre. Man lie?? sich viel Zeit
dazu. A u ch der Bau eines neuen- Rathausfl??gels,
im Jahre 1561 begonnen, wurde erst nach zehn
Jahren beendet. Kaum war er fertig, wurde die
Stadt von einem neuen* Gro??feuer heimgesucht,
dem wieder der obere Teil des Turms samt der
Uhr zum Opfer fiel. Meister Melchior Tyl aus
Schlesien erhielt den Auftrag, eine neue Uhr zu
beschaffen. F??r seine Arbeit bekam er den an??
sehnlichen Betrag von 220 Gulden. 1574 besa??
das Lemberger Rathaus wieder seine eigene Uhr.
Der Turm des Rathauses scheint ??berhaupt das
Sorgenkind der Stadtv??ter gewesen zu sein.
Einige M ale mu??te er erneuert???oder v??llig neu
aufgebaut werden. So hatte sich auch im Jahre
1615 der Lemberger B??rgermeister M artin Kam-
pian mit der Frage eines neuen Rathausturms zu
befassen. Vier Jahre sp??ter war der Turm fertig.
Er erreichte eine H??he von 30 Klafter, war acht??
eckig und stand auf dem Fundament des fr??heren
???viereckigen Turmes. In die Amtszeit des B??rger??
meisters Kampian f??llt auch die Herrichtung des
ganzen Rathauses, das daraufhin drei Jahrhun??
derte hindurch unver??ndert blieb. Der Rathaus??
komplex bestand in jenen Tagen nicht aus sinem
einzigen, geschlossenen Geb??ude. Zu ihm geh??r??
ten mehrere Privath??user f??r die st??dtische Die??
nerschaft, f??r den Stadtschreiber, den Uhrmacher
und f??r die Wache. Au??erdem, boten Kraml??den,
Pl??ne angefertigt worden. Aber erst <
von Joseph Markl und Franz Fischer ausi
arbeitete Projekt erhielt vom Hofbauamt in Wi
die Best??tigung. Interessant war dabei der I
Schlu??, den alten Turm beizubehalten. Dia:
Vorhaben wurde freilich am 14. Juli 1826 j
vereitelt. Denn an diesem Tag st??rzte der Ri
hausturm pl??tzlich ein. Belustigend wirkt e
Protokoll in den Akten des st??dtischen Archi'
v om gleichen Tag, das folgendes besagt: ???Es *???>
steht f??r den Turm keine Einsturzgefahr Mac
dem Urteil der technischen Kommission." W??r
lieh hei??t es dann weiter: ???Als am 14. Juli 182
um 2.45 Uhr nachmittags d??r B??rgermeister Horn
benachrichtigt wurde, da?? der zur Zeit in Repa
ratur befindliche Rathausturm zu Bef??rchtunger
Anla?? gibt, begab er sich sofort dorthin. Fol??
gende Sachverst??ndige waren anwesend: Direk??
tor der Befestigung Oberst von Mayer, Direktor
des st??dtischen Bauwesens von Kimstetten, zwei
Beamte, Markei und Jaroschek, der Bauaufsehet
von Milleret und sein Gehilfe Vandruschek sowie
der Baumeister Frescher. Zwei Stunden lang
besichtigten sie den Turm, und dann kamen Sie
in die Bauleitungskanzlei hin??ber, um ein ent??
sprechendes Protokoll abzufassen und zu unter??
schreiben. W??hrend der Sekret??r mit dem Pro??
tokoll besch??ftigt war, fragte der B??rgermeister,
ob er Polizeischutzma??nahmen anwenden solle.
Auf diese Frage antworteten alle, da?? zur Zeit
keinerlei Gefahr bestehe, l n diesem Moment
st??rzte der Zimmermann Kaffka in die Kanzlei
und schrie mit lauter Stimme: ???Meine Herren,
die Sache ist emst. Die Risse vergr????ern sich."
Kaum hatte er dies gesagt ??? es waren knapp
f??nf Minuten vergangen ??? h??rte man pl??tzlich
Buden und Verkaufsst??nde rund um den Bau ein 1 ein ohrenbet??ubendes Get??se. Der Turm st??rzte
buntes Bild. A uf der
Westseite des Rathauses,
dicht beim Turm stand
der Pranger. Daneben
befanden sich zwei Fi.
guren: ein Henker mit
dem Schwert und die
Gerechtigkeit. Dicht am
Rathaustor, auf der lin.
ken Seite des Einganges,
stand auf acht Fu?? ho.
hem Postament das Lem??
berger Wappentier, ein
wei??er L??we, den man
im Jahr 1870 auf das
Hoh e Schlo?? brachte.
Der damaligen Sitte ge.
m???? stand beim Rathaus
auch ein steinernes Ge.
treidema?? f??r den ??f??
fentlichen Gebrauch.
Da?? eigentliche R at
haus bestand aus drei
unsymmetrischen, an ein.
ander gereihten Geb??u??
den. Der TuTm war mit
Skulpturen, Inschriften
Bildern und Wappen ge.
schm??ckt. A n der S??d.
seite befand sich ein
ein, so da?? die Kanzlei
von der Kommission in
aller
Eile verlassen
werden mu??te. ' Acht
Personen verloren ihr
Leben, viele wurden
verwundet. Augenzeu??
gen berichten, da?? zu??
erst der untere Teil des
Turmes in zwei Seiten
auseinanderr??ckte und
dann der obere Teil
in die auf diese Weise
entstandene Spalte hin ??
einfiel. Er neigte sich I
auf die Seite der Kathe??
drale hin??ber. Gl??ck??
licherweise blieben die
Nachbarh??user ziemlich
unbesch??digt. Es w ar
gerade viertel sieben
Uhr abends. Eben hatte
die Tochter des st??dti-1
sohen Trompeters aui
dem Turm die Rohr-
pfeife geblasen. A u f der
Galerie befanden sich
au??erdem der st??dtische
Trompeter selbst und
zwei Soldaten. Sie alle
chen mit Rudern, Ma.
sten und Mannschaft
darstellend als Sinnbild f??r die H andelsmacht
Lembergs. An der Ostseite war das Lem??
berger W appen angebracht, an der Westseite
das Bild des Heiligen Rochus und Sta??
nislaus. Dicht unter der Galerie befand sich die
Uhr. Auch auf die Innenausstattung legte man
jetzt gro??en W ert Die W??nde und B??den des
gro??en Rathaussaales waren m it pr??chtigen t??r??
kischen Teppichen belegt. ??lgem??lde von K??ni??
gen und ber??hmten Staatsm??nnern zierten au??er??
dem den Saal. Weniger ansprechend waren da??
gegen die unterirdischen R??um e des Rathauses,
von denen die Lemberger gruselige Geschichten
erz??hlten. ???Kleine Dorothea", ???Zum Engel" und
???Tatarenkeller" nannte man Im Volksmund die
dort befindlichen Gef??ngniszellen und Folter??
kammern. Das Jahr 1704 war f??r Lemberg wohl
Ellen Stoff. Dieser Turm w ar wieder aus Holz [ das ereignisreichste seiner bisherigen Geschichte,
und erforderte eine Bauzeit von drei Jahren. Die I Zum erstenmal sah die Bev??lkerung fremde Er-
Glockenuhr, die im Jahr 1491 aufgeh??ngt wurde, I oberer in den Mauern ihrer Stadt. Am 4. Sep-
Wog ??ber elf Zentner. Doch schon im Jah r 1504 tember kamen die Schweden. ???Es d??mmerte der
Morgen",
schreibt der
Chronist, ???als die schwe-
\bi
.
dischen Truppen in die
,
Stadt einr??ckten,, an der
|
Spitze K??nig Karl XII.
.
??
Kurz darauf betrat der
M.
kommandierende Gene,
m
:| ral Stenbock das Rat.
II
_
.1 haus. Die bedeutend??
sten B??rger mu??ten sich
im Sitzungssaal versam??
meln. Auf dem Ring??
platz pl??nderten inzwi??
schen die schwedischen
Soldaten die L??den.
Auch das Rathaus wurde
v??llig ausger??umt, die
kostbaren
t??rkischen
Teppiche wurden mit??
genommen." Dann nahte
das Jahr 1772, das die
erste T eilung Polens
brachte. A m 19. Sep.
tember dieses Jahres
zogen ??sterreichische
Truppen in Lemberg
ein. Anschlie??end hielt
der erste Statthalter,
Graf Pergen,
seinen
feierlichen Einzug. Schon
damals plante man ei??
nen Rathausbau, und im
Das frUhere Rathaus ln Lemberg, dessen Turm im Jahre 1826 einstttrzte Verlauf der folgenden
steinerner Adler, auf der Das Lemberger Rathaus ln seiner heutigen Gestalt fanden den Tod. Untei
anderen Seite ein gro- m it dem Turm und mit einem der vier mytho- den Tr??mmern lag auch
??es Relief, einen Na. logischen Brunnen, die an jeder Ecke des Ge- eine kleine Kugel, in der
b??udes stehen
6ich Aufzeichnungen auf
Pergament und M??nzen
und einige Menschen t??tete
Jahrzehnte sind viele dieser Uhr beauftragt
aus der Zeit der Grundsteinlegung befanden. Die
Lemberger Groschen jener Tage stammen aus
einem bisher unbekannten Lemberger M??nzamt".
Soweit unser Gew??hrsmann. Im folgenden Jahr
begann man mit dem Neubau des Rathauses. Am
21. Oktober 1827 wurde in Anwesenheit des Gou??
verneurs der Grundstein gelegt. Zuerst entstand
der S??dfl??gel. 1832 wurde dann der Nordfliigel
begonnen, gleichzeitig wuchs der Turm empor,
der die stattliche H ??he 'v on 62 Metern erreichte.
Die Baukosten bezifferten sich auf ??ber 500000
Gulden, f??r die damalige Zeit ein recht erheb??
licher Betrag. Das Rathaus besa?? 156 Zimmer
und neun gro??e S??le. Au??erdem beherbergte es
die Real- und Oberrealschule, eine Gewerbe??
schule, eine Volksschule und die Kanzlei der
Handelsgewerbekammer. A m 2. Oktober 1847'
wurde das neue Rathaus eingeweiht. Niemand
ahnte an diesem Tag, da?? bereits ein Jahr sp????
ter die Lemberger wieder v or den Tr??mmern
ihres Rathauses stehen sollten. A m 2. November
1848 geriet das Rathaus
j
bei den revolution??ren
Unruhen in Brand, mit.
tags kurz vor vier Uhr
st??rzte der Turm ein.
Fast die H??lfte des
st??dtischen Archivs ver??
brannte zusammen mit
anderen wertvollen Ge.
genst??nden aus dem Be??
sitz der Stadt.
Noch einmal mu??ten
die Lemberger m it ihrem
Rathaus von vorn an??
fangen.
Auf 108 400
Gulden bezifferte 6jch
der Voranschlag f??r den
Wiederaufbau. Zum Bau??
leiter wurde der Deut??
sche Wilhelm Schmidt
berufen.
Schon
am
22. November
1849,
also ein Jahr sp??ter,
konnte die Magistrats??
sitzung in dem neuen
Bau abgehalten werden,
und im Fr??hling 1851
stand der Turm wieder
Am 3. Mai erklangen
zum erstenmal die Glok.
ken der neuen Uhr. Der
Uhrmacher Josef Wei??
wurde mit der Pflege
Januar 1644
Den Eingang zum Rathaus bewachen zwei L??wen, die Wappentiere der
galizlschen Hauptstadt Aufn.: Hempelmann (1), Andraschko (2), Archiv (2)
Nr, 20 I Se/fTl
(
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Geisterspuk f??rderte Schulgr??ndung
Wie die Deutsdi-Stryjer zu Ihrer Schule ?:amen - Opferfreudige Siedler
Bs w??re woM auch nicht dazu gakommen, wenn
nicht im Jahr 1907 eine Witwe au?? Brody namous
Fmm?? Schmidt dem Stryjer Pfarrer 20 000 Kronen
f??r die Errichtung einer deutschen Schule ??ber??
geben h??tte. Im gleichen fah r wurden in Stryj
auch der ???Bund der christlichen Deutschen' und
das ???Deutsche Volksblatt f??r Galizien" gegr??ndet
Nun setzten sich auch dk*e beiden Institutionen
f??r die G r??ndung einer deutschen Schule beson??
ders ein, so da?? der Deutsche Sohulverein in Wien
auf die dringende Notwendigkeit eine?? Schul??
baues in Stryj aufm erksam gemacht wurde und
eich bewogen f??hlte, 10000 Kronen fttr diesen
Zweck zu Stiftern au??erdem bewilligte der W ie??
ner Sch alv erein einen j&hrlichen Erhdltiungsbei-
traq. Die inzwischen in Stryj gegr??ndete Bundes-
ortsgruppe setzte die Werbe- und Sammelt??tig??
keit m it gro??em Eifer fort-
Eigenartig waren die Umst??nde, die zu dem
firwenb eines Schulgeb??udes f??hrten. Da gab es
in Stryj eine Wirtschaft m it, einem pr??chtigen
gemauerten Haus, die k???in P??chter haben mochte,
weil es angeblich nachts im Hause 6p uikte. Diese
Wirtschaft konnte deshalb billig erstanden und
das Wohn- in ein Schallhaus umgewandelt wer??
den.'Seitdem ist es abeMuch mit dem Geister-
spuik Vorbei gewesen. Bei dem Ge??st, der n u n in
die Schule Einzug nahm, hielten es die Spuk??
geister nicht aus. Sie flohen und lie??en sich nie
mehr blicken. Jedenfalls ???darf man von ihnen nicht
zu schlecht sprechen, detun sie haben neben den
opferw illigen Deutschen Zur Errichtung der deut??
schen Schule in Stryj einiges beigetragen, die
als zweiklassdge Volksschule Im Jahre 1909 eln-
geweiht und zum geistigen und-v??lkischen Boll??
werk des Stryjer Deutschtums w??rde.
G.A.
Stryj, 30. Januar
Von den vielen deutschen Siedlungen, die
Kaiser Josef II. und sp??ter ?e ??sterreichische
Regierung ln Galizien gegr??ndet hatten, sind im
Laufe dier Zeit viele durch Auswanderung und
Polomisierungebeetretmngen z ugrun de gegangen.
Vorher war aber das Deutschtum in diesen Sied??
lungen durch nat??rlichen Zuwachs so stark ge??
worden, da?? sich zahlreiche Tochtersiedlungen
entwickeln konnten, die ohne R??cksicht auf ihre
Umgebung wuchsen und gediehen. So eine Sied??
lung war auch Deutsch-Stryj, deren Entwicklung
ein erfreuliches Bild zeigte. Keinen R??ckschritt
hatte die Geschidhte dieser Siedlung bis zum
Weltkrieg zu verzeichnen; t??chtige deutsche
M??nner arbeiteten unerm??ndlich, bis die Ge??
meinde gefestigt und stark dastand. 1700 Perso??
nen z??hlte die deutsche Gemeinde Stryjs, von
denen die H??lfte in der Stadt, die anderen in den
Vororten wohnten.
,
Es war am Ausgang des 18. Jahrhunderts, als
sieh in Stryj die er??tan deutschen Landwirte und
Handwerker niedergelassen hatten; im Jah r 1799
waren bereits zw??lf deutsche Sippen da ans??ssig.
Die Gemeinde erstarkte durch Zuzug von Deut??
sch en aus B rigidau, Josefsberg, Ugartsteerg, Ugars-
tal, Gelsendorf, Gassemdorf und anderen be??
nachbarten deutschen Siedlungen mehr und mehr.
??berhaupt war der Zuzug aus den deutschen
Landgemeinden f??r das Deutschtum in den St??d??
ten besonders wichtig, denn ohne diesen Zustrom
h??tte es ??ich nur kurze Zeit halten k??nnen.
1863 bauten sddh die Stryjer Deutschen eine
Kirchei leider fehlten ihnen die~Mittel, auch eine
Schule, die dringend notwendig war. zu errichten.
Wassern??sse und Verdunklung
Extreme Launen der seltsamen Weichselfrfichte -Lebenslauf einer Wasserpflanze
Unser Hinweis auf einig?? botanische Merkw??r??
digkeiten de* Generalgouvernements unter dem
Titel ???Steiraeit a??sse auf der Weicheei" am 13.
Januar hat bei einer Anzahl von Lesern den
Wunsch geweckt, Einzelheiten ??ber die im Reich
beinahe ausgestorbenen Wassern??sse *u h??ren.
Die folgende Plauderei befa??t ??ich ausf??hrlicher
m it dieser botanischen Eigenheit de?? Weichsel??
landes.
Krakau, 30. Januar
Man braucht im Sommer von Krakau au?? nur
zwei Stunden mit dem Rad zu fahren, wenn man
die Mosaik?? der Wassernu??-Rosetten in den Alt.
w??ssern der Weichsel sehen will. Sie bedecken
an verschiedenen Stellen gro??e Fl??chen. W en n
im Herbst die kastaniengro??en Fr??chte reif wer-
\den, fahren die Landbewohner (fern m it K??hnen
hinaus und sammeln die N??sse, die ln ihrem
Geschmack den ???Maroni",
den e??baren K a??
stanien, fihnlidi sind. W ie diese werden sie
ger??stet oder sogar Wie Kartoffeln ln Salzwasser
gekocht oder ged??mpft. N at??rlich schmecken
sie auch roh. Den Chinesen gef??llt eine Art
der Wassernu?? so gut, da?? sie sie noch heute
auf regelrechten Wasser???feldem"
anbauen.
2000 Menschen sind dort im Hauptberuf Wasser-
ftu??bauem. In so gro??en Mengen kommt die
Wassernu?? bei uns nicht vor, und planm????ige
Anbauversuche sind meist gescheitert.
UnseT
Klima ist den Pflanzen nicht so zutr??glich wie in
anderen L??ndern oder in fr??heren Zeiten.
Vor mehreren hunderttausend Jfahren gab es
bereits in Deutschland Wassern??sse. Abdr??cke
der Pflanzen wurden in der Braunkohle von
Leisnig in Sachsen entdeckt, andere aus sp??terer
Zeit bei Arnstadt in Th??ringen, in Brandenburg,
Schlesien und Holland. In der N??he der Moor-
siedung Dullenried am Federsee in Skandinavien
wurden gro??e Abfallhaufen aufgebr??chener Scha??
len von Wassern??ssen gefunden. Das ist ein
sicherer Beweis daf??r, da?? die N??sse sdion in
der Steinzeit ein bedeutendes Nahrungsmittel
gewesen sind. Im Altertum wurde vermerkt, da??
es ln gewissen Gegenden Nordgriecherilands
??blich sei, aus dem Mehl der Wassern??sse ein
Schmackhaftes Brot zu backen. Vor zw eihundert
Jahren wurde noch aus fast allen Gegenden
Deutschlands das Vorkommen Von Wassern??ssen
berichtet, aber ??berall nannte man Wassern??sse
schon als Seltenheit, dis auf dem Aussterbeetat
stehe. Ein Reservatgebiet nach dem anderen ist
im Laufe der Jahre erl??schen, so das bei Stutt??
gart, das bei N??rnberg, bei H??chst am M ain und
zahlreiche andere. Nur am Altrhedn zwischen
Hagenau und Worms gibt es im Reichsgebiet
noch gr????ere Fl??chen, die mit Wassern??ssen
bedeckt sind. Desto auff??lliger Ist die verh??lt??
nism????ig starke Verbreitung der Wassernu?? in
der Weichsel und an einigen anderen Stellen
des Generalgouvernements.
Da?? die Wassernu?? in unserer Zeit zum Aus??
sterben verurteilt ist, hat sie ihren unerf??ll??
bar hohen Anspr??chen zuzuschreiben. In einem
Zeitalter, in dem sich die Maschine die Fl??sse
erobert hat, in dem Dampfer den Stillen Wasser??
spiegel ln Unruiitf???rersMzen, in deiri sich das
Surren der Stauwerksturbinen im Wasser fort??
pflanzt und in dem in beinahe jedem T??mpel
Fische ausgesetzt werden, hat die Wassernu??
keine Lebensm??glichkeit mehr. Au??erdem liebt
sie alles Extreme und ??cheint darin Launen zu
haben wie eine Filmdiva. Die auf den Wasser??
grund gefallenen N??sse keimen n??r bei tiefen
Temparaturen, ganz im Gegensatz zu den Samen
anderer Pflanzen. Ferner brauchen sie D unkel??
heit zum Keiknen. F??llt das Tageslicht auf die
Samen, dann treiben sie nur k??mmerliche Keime.
Auf das Licht reagieren sie bei vielen anderen
Lebensfunktionen. Die Stengel wachsen vom Bo??
den aus in die H??he und entwickeln an der
Wasseroberfl??che ihre Sdiwimmblattrosetten. M an
sollte meinen, da?? die obere Grenze des W as??
sers dem L??ngenwachstum ein Ende setzte und
die Pflanze Bl??tter triebe, w eil ihr das Hinedn-
wachsen in die Luft oberhalb des Wassers nicht (
m??glich w??re. An der Entwicklung der Bl??tter
ist aber wiederum nur das Licht schuld. In Ver-
suchsbassins hat man Wassern??sse bei v??lliger
Verdunkelung wachsen lasen. Die Stengel schos??
sen dabei weit ??ber die Wasserfl??che hinauf
und trieben erst in dem Augenblick Bl??tter, in
dem das Bassin entdunkelt wurde. Diese Er??
scheinung, da?? Licht das Wachstum steuert, wird
auch bei allen anderen Pflanzen beobachtet. In
den letzten Jahren ist der Nachweis gelungen,
da?? das Wuchshormon Auxin von der Dunkel??
heit, das Bl??hhormon Florigen dagegen vom
Licht gef??rdert wird. Alle Pflanzen wachsen des??
halb vorwiegend nachts oder ??? wie die Wasser??
nu?? unterhalb des Wasserspiegels, wo die Licht??
einwirkung gering ist.
Waren zur Keimung Dunkelheit und K??lte
notwendig, so entwickelt die Wassernu?? Bl??tter
und Bl??ten nur im hellen Licht und bei Wasser-
temperaturen von ??ber 20 Grad. Die Pflanzen
bl??hen im Sommer, nur wenige Stunden und
entwickeln dann unterhalb des Wasserspiegels
ihre Fr??chte. Im sp??ten Herbst sterben die Ro??
setten ab, Und die N??sse sinken auf den Gr??nd.
Dort warten sie, bis das Wasser in den Monaten
zwischen Dezember und Februar zum Keimen
kalt genug geworden ist. Mit dem Frosch und
allen anderen Amphibien hat die Wassernu?? ge??
meinsam, da?? ??ie in der letzten Zeit ihres Le??
bens von der Luft abgeschlossen ist. Bl??tter, die
bekanntlich zum Atmen dienen, nutzen ihr in
den ersten Tagei; ihres Lebens nichts. W??hrend
dieser ???Kaulquappenzeit" ??? um beim Vergleich
mit dem Frosch zu bleiben ??? atmet sie durch
eisenhaltige AdventivWurzelm, die' man in ihrer
Bedeutung den Kiemen der Fische gleichsetzen
k??nnte. So wachsen diese eigenartigen Pflanzen
heran, treiben bis zu drei Meter lange Stiele
und tasten sich dem Licht entgegen, bis sie ihre
Bl??tter auf dem' Wasserspiegel entfalten und ihre
von Kennern gesch??tzten Fr??chte ausbilden
k??nnen.
hales.
Rote-Kreuz-Lotterle 1944
Dar Reichsminiwter da* Innern hat mit Zustimmung
des Reiohsachatzmeisters der NSDAP eine Rote-Kreuju
Lotterie 1944 genehmigt Dabei werden drei Millionen
Einzellose zu le 50 Rpf. oder entsprechende Doppellose
ausgespielt. Die Vertriebszeit der Lose l??uft vom 17.
Mal bla 14. August, w??hrend die Ziehung vom 15.??? 18.
August In Berlin stat (.findet.
PERSONALNACKMCHfEN
Kraft Erm??chtigung durch den Qeneralscouvarneur
hat der Staatssekret??r der Regierung abbenufen:
den Rechtsanwalt Dr. Franz Bachmann vo n seiner
bisherigen I^lenststelliunig als beauftragter Staatsanwalt-
bei der Deutschen Staatsanwaltschaft in Tschenstoch&u
und Um aus dam Dienst des Generalgouvernements
entlassen,
den Regierangsnreterln??rmt Dr. Josef P r 1 c k von
seiner bisherigen Dienststellung als Referent in der
Hauptabteilung Innere Verwaltung, Abteilung Veteri??
n??rwesen, und Um aus. dem Dienst das Generalgouver??
nements entlassen, da er su einer anderweitigen Ver??
wendung Im Redchsdienst berufen worden ist,
Dr. med. Otto Herb eck v o n sedher Dienststellung
a b ??rztlichen Direktor der Staatl. Krankenanstalten in
Krakau und ihn aus dem Dienst des Generalgouverne??
ments entlassen, da er wegen ??bernahm ?? einer anderen
Dlemstaul??ab?? ln da?? Reich raiT??cSkteihirt,
den Regierungsveterin??rrat Dr. Theodor Jonas von
??einer bisherigen Dienststellung als Referent im Amt
des Distrikts G alizien, A bteilung Innere Verwaltung,
und ihn an?? dem Dienst des Generalgouvernements ent??
lassen, da er zu einer anderweitigen Verwendung im
Reiciisdienst berufen worden tot.
Kraft Eim??chtigunig durdh den Generalgouverneur
hat der Staatssekret??r der Regierung versetzt;
den Verwaltungsangestellten Hans Erich G??ckeley
vom A mt des Distrikts Lublin, A bteilung Innere Ver??
waltung, als Referenten an die Regierung des General??
gouvernements, Hauptabteilung Innere Verwaltung, Ab-
lei Innig Stra??enverkehr,
den beauftragten Staatsanwalt Hermann K n o 11 von
der Deutschen Staatsanwaltschaft in Warschau als
Sachbearbeiter. zur Deutschen Staatsanwaltschaft "n
Lemberg,
den Referenten Wilhelm Leder vom Amt des Di??
strikts Lublin, Abteilung Ern??hrung und Landwirtschaft,
z??im Afflt des Distrikts Radom, Abteilung Ern??hrung
und Landwirtschaft.
Kennen, u er bchnee hatte ailea barmherzig zuge??
deckt,
???Und der Turm?"
???Der steht, aber die Stiege Ist ausgebrannt,
man kann nicht hinauf,???
???Und ??uch ist nichts geschehen?"
???Das ist nicht vom Krieg, Herr Leutnant, das
Feuer ist von unseren Leuten angez??ndet, als der
Krieg mit den Polen angefangen hat."
???Die Leute hier im Dorf?"
Der Pope ruckte die Achseln.
???Es sind drei
Leute mit verbranni, der junge Herr auch. Es
w ar ein sch??nes Schlo??, ein sehr sch??nes
Schlo??.???
???Das ist ein bequemer Kriegsdienst, H??user
anz??nden und dann wieder auf den Ofen krie??
chen.??? Bogdans gute Laune w ar verschwunden.
???Los, verteilt euchl" befahl er barsch.
Ein Bauer m it dichtem schwarzen Bart und
langem, bis auf die Schulter herabfallendem Haar
lud Rudolf mit w??rdigen W orten und Bewegun??
gen in sein Haus. Die Soldaten sahen erstaunt
ln das eigenartige Gesicht, aus dem gro??e dunkle
Augen merkw??rdig unbeteiligt auf die G??ste
???ahen.
???Die Pferde sind gut??? , lobte er im Hof und halt
die Tiere versorgen.
.
Freilich Waren sie gut. Rudolf lie?? ihnen nichts
Abgehen, er verstand es auch in schlimmsten Ta??
gen, Futter f??r sie zu beschaffen.
Zwei Weiber trugen Holz in die eine Stubi.
S' sollte f??r die Soldaten geheizt werden.
???Kommt solange zu uns herein, hier ist es
warm. Essen Wird sich ??uch finden, kommt
herein."
??? Sind da6 alles eure?" fragte Rudolf und wie6
auf die nachdr??ngende Kinderechar ln der T??r.
Der Bauer nickte,
x
???Da habt ihr wohl drei Weiber?"
???Nein, Herr, aber Gott hat doppelt gegeben."
Die Kinder sahen staunend auf die Soldaten,
aber bald machten sie sich wieder an die Arbeit.
Der Vater schien hier m^t strenger Zucht zu herr??
schen. Er selbst flocht mit zwei gleich gro??en
S??hnen an den Weidenk??rben weiter, und die
kleinen M??dchen holten 6ich Maiskolben unter
der Bank hervor und ribbelten die gelben K??r??
ner in einen irdenen Topf. W ie ein Schippel H??h??
ner sa??en Sie darum. A uf der Bank hielten sich
noch schwankend zwei kleine Buben auf den
Beinen und trommelten mit Holzl??ffeln auf den
Tisch. Sie sahen sich zum Verwechseln ??hnlich.
??ber dem Ofen, an der Decke gefestigt, hing
eine Wiege, und ein halbw??chsiges M??dchen,
das err??tend und heimlich Rudolf zul??chelte,
hielt sie mit einer Schnur in Bewegung. Trotz??
dem weinte es dort oben in zwei verschiedenen
Stimmen. W ie oft hatte denn Gott doppelt ge??
geben?
Vom H erdloch begann es kr??ftig bu riechen.
Die beiden kleinen Trommler wurden von der
Bank genommen, der schweigsame Hausherr
r??ckte ab, und dann dampfte der Barschtsch in
einer gro??en Sch??ssel at^f dem Ti6ch. Die Solda??
ten waren vom langen Ritt durchfroren und
machten sich mit Eifer an die Suppe.
Es war nicht ??'bettA????ig viel, aber sie wurden
satt und streckten die Beine mit Behagen in den
Raum . N u r mu??ten sie aufpassen, da?? sie dabei
kein Kind umstie??en.
???Lang darfst du nicht mehr so weitermachen",
lachte Rudolf zum Hausherrn hin, ???oder du mu??t
anbauen."
???Er arbeitet auch f??r alle", sagte die B??uerin,
eine feste Frau mit leicht angegrautem Haar. Sie
schien mit ihrem Mann zufrieden.
Die Soldaten rauchten, hatten eine Schnaps??
flasche mit, und bald kam ein Gespr??ch in Gang.
Der Bauer stellte seinen K??rb zur Seite. Die fr??h??
liche verwegene Art des seltenen Besuches hatte
Ihn aufgemu??tert
Rudolf war lustig und aufger??umt, wie immer.
Er stammte w ohl aus der Stadt, sein Ukrainisch
war anders als das der Bauern. Niemand merkte,
da?? er Deutscher war.
Sie hatten die Aufgabe, dieses Dorf und
andere f??r den ukrainischen Feldzug zu gewin??
nen. Rudolf verstand n??chst B??gdan am besten,
die Leute zu erw??rmen. Er sprach nicht von der
ukrainischen Sache, aber er erz??hlte vom Solda??
tenleben, von Gefechten, heimlichen Streifz??gen
und manchem verwegenen St??ckchen. Er selbst,
wie er auesah, war die beste Werbung f??r seine
Sache. Er war nicht mehr gedr??ckt, m i??mutig
und still, wie noch vor kurzem in Brunnental.
Man konnte fast denken, er 6ei gr????er geworden
und breiter. Sein Gesicht hatte einen m??nnlichen
Zug, er schien keinen Kummer mehr zu haben,
u n d n ach den Geschichten, die er heute erz??hlte,
war er ??berm??tig geworden und ein Drauf??
g??nger.
Sr war ein Landsknecht, ein deutscher Lands??
knecht im ukrainischen Heer. Die Kameraden
hatten ihn gern und f??gten sich willig seiner
F??hrung.
Es war nicht Zu ??bersehen,- er hatte etwas von
einem H efm an sich. Die ??ndern lie??en ihn ge??
w??hren. Er hatte bereits den h??chsten Grad er??
reicht, den er als Gemeiner erreichen konnte.
.. Wenn du h'n??bergehst auf die andere Seije vom
Dnjepr", hatte ihm Bogdan gesagt,
???wirst du
Hauptmann, Oberst, und wenn es noch lange
dauert, General. Der Petljura bef??rdert s ch nell,???
Aber Rudolf wollte nicht hin??ber, er galt hier
Viel, man h??rte auf ihn. Wenn Frieden sein
W??rde, Wird er in Brunnental einen neuen An??
fang machen, aber bis dahin gab es nichts Bes*
seres, als Soldat zu sein. Im Felde da war der
Mann noch 'was wert.
???Sie wollen tanzen??? , rief jemand. Durch das
kleine schmutzige Fenster sah man auf dem Hof
Soldaten, Bauern und Weiber sich sammeln, und
schon vernahm man die ersten Takte der Mu6lk.
Die H??tten unter dem tief herabh??ngenden,
dick verschneiten Strohdach traten hier etwas
zur??ck. Der Raum war gr????er als sonst auf den
H??fen . Einige fegten den Schnee beiseite, aber
die anderen warteten nicht ab, D]e Soldaten hat??
ten die M??dchen schon an der Hand, und in dem
von Menschen umstandenen Rund wurde ln??
Glanz der Winters??nne getanzt, bis der Abend??
himmel bla?? wurde und es anring zu d??mmern.
Die hellen T??cher und bunten Hemden und
Pelze wirbelten zwischen dem Graugr??n der Uni??
formen.
Es war kalt, die Zuschauer hatten ihre H??nd??
unter dem Pelz verschr??nkt und sprangen von
einem Fu?? auf den anderen, aber keiner ging
nach Hause Erst begleitete die M usik den Ge??
sang, aber die Musiker wollten auch tanzen und
so sangen sie eben alle miteinander _eine K0*1?-
m v jka nach der anderen. Die Tanzlieder schall??
ten ??ber das ganze Dorf und holten immer mehr
zusammen. Die Leute hatten ihr Vieh vergessen,
die Kinder und das Essen auf dem Herd, bie
tanzten, 6angen und lachten. Die So.daten wa??
ren in bester Laune, sie tanzten schlie??lich den
Kosak, den schwierigen Tanz in der Hocke. Die
gleitenden, ausgreifenden Beine waren in schnel??
len Bewegungen kaum zu erkennen. Oft, aer
Kosakwar aufdemholprig gefrorenen
Borten
nicht leicht, aber sie verstanden ihre Sache. Alle
Heiligen, die konnten tanzen! Gro??artge
SCDie Zuschauer sangen dazu leidenschaftlich
schnelle Lieder, sie stampften den T akt sie
klatschten ihn mit den H??nden. Aber das Trom??
petensignal, das Bogdan blasen l'e??, war ??tafkef
als die laute Fr??hlichkeit zwischep den Hutten.
Die Tanzenden standen auf und Wischten sxtl
mit dem Rock??rmel den Schwei?? vom Gesicht
Bewundernd sahen die M??dchen sie an.
Es war h??chste Zeit, die Schule mu??te f??r die
Feier zurecht gemacht werden. Aber wenn sie
dann vorbei warl Die Soldaten blitzten die M??d??
chen an. Man glnq laCjiend und singend ausein??
ander. Ja, heute abend konnte noch viel ge??
schehen. Manches M??dchen hatte jetzt 6chon am
Nachmittag ihr Herz verschenkt. M??dchen sind
frei, Sie tfeh??reh niemandem. W er hat ein Recht,
sie zu schelten, wenn sie zwei oder drei Lieb??
haber haben? Aber ein Eheweib darf keinen ha??
ben. Es verdient den Tod, wenn es nicht treu ist.
So denkt man hier in den ukrainischen D??rfern
der Ebene. Oben im Gebirge haben auch die Ver*
heirateten mehr Freiheit.
(Fortsetzung folgt)
Seife0/Nr.20
30, Januar 1944